Der Begriff Gleitzeit beschreibt ein Arbeitszeitmodell mit flexiblen Arbeitszeiten. Bei diesem Modell hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, seine Arbeitszeit in Eigenverantwortung zu organisieren.

Die Arbeitnehmer entscheiden, wann sie mit der Arbeit beginnen und wann sie aufhören. Sie haben die Möglichkeit, Zeitguthaben oder Minusstunden auf einem Arbeitszeitkonto anzusammeln.

Gleitzeitmodellarten
Das Gleitzeitmodell lässt sich in einfache und qualifizierte Gleitzeit unterteilen.

Beim einfachen Gleitzeitmodell muss sich der Arbeitnehmer an eine festgelegte tägliche Arbeitszeitmenge und -dauer halten. Es ist ihm selbst überlassen, wann er innerhalb der festgelegten Kernarbeitszeit seine Arbeitsleistung erbringt.

Beim qualifizierten Gleitzeitmodell ist die Sachlage anders. Der Arbeitnehmer entscheidet den Beginn, das Ende und die Dauer seiner Leistungserbringung. Es ist eine vereinbarte Mindestarbeitszeit in einem vereinbarten Zeitraum zu erreichen und auszugleichen.

Kernarbeitszeit
Das einfache Gleitzeitmodell funktioniert mit einer festgelegten Kernarbeitszeit. Die Kernarbeitszeit ist die Zeitspanne, in der ein Arbeitnehmer verpflichtet ist, sich an seinem Arbeitsplatz zu befinden. Die Pflicht zur Anwesenheit und zur Arbeit besteht innerhalb der Kernarbeitszeit. Wenn betriebsbedingt nötig, lässt sich die Kernarbeitszeit durch eine Funktionszeit erweitern.

Rechtliches
Innerhalb des Arbeitszeitgesetzes gibt es keine Regelungen hinsichtlich der Gleitzeit. Ist innerhalb der Betriebsvereinbarung keine Regelung vorhanden, erfordert dies eine individuelle Vereinbarung. Hier sind der Gleitzeitrahmen, die Kernarbeitszeiten, die Begrenzungen der Arbeitszeit und der Umgang mit Überstunden festzuhalten.

Bestehen Zeitguthaben und Zeitschulden lassen sich diese durch Anwesenheit und Abwesenheiten ausgleichen. Das Übertragen in die nächste Gleitzeitperiode ist gegeben. Hinsichtlich der Vergütung geleisteter Überstunden müssen diese in einer individuellen Vereinbarung festgehalten sein.

Im Arbeitsvertrag ist festzuschreiben, was bei einer Kündigung mit Minusstunden oder Überstunden geschieht. Hinsichtlich entstandener Minusstunden ist das Verrechnen nur dann möglich, sofern der Arbeitnehmer diese verschuldet hat.

Kurzarbeit
Besteht eine vereinbarte Gleitzeit und kommt es zur Kurzarbeit, ist das angesammelte Gleitzeitkontoguthaben nicht abzubauen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn das Zeitguthaben innerhalb der zeitlichen Größe des festgelegten Gleitzeitrahmens entspricht. Gleiches gilt, wenn innerhalb der vereinbarten Gleitzeitregelung keine entgeltliche Abgeltung enthalten ist.

Den Arbeitgeber aufzufordern, das Zeitguthaben einzubringen, ist ratsam, wenn sich die Zahlung von Kurzarbeitergeld vermeiden lässt. Gleiches gilt, wenn das Zeitguthaben über den Gleitzeitrahmen hinausgeht und ungeschützt ist.

Vor- und Nachteile

Arbeitnehmervorteile
Mit einer Gleitzeitvereinbarung kann der Angestellte seine individuelle Arbeitszeit flexibel gestalten und ist motivierter. Die Arbeit lässt sich mit dem Privatleben besser in Einklang bringen. Die Arbeitszeit lässt sich dem individuellen Biorhythmus anpassen.

Arbeitnehmernachteile
Auch wenn der Arbeitnehmer flexibler innerhalb eines Arbeitstages ist, reduziert sich diese Flexibilität über einen längeren Zeitraum.

Nachteilig kann das eigenverantwortliche Einhalten der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit sein. Nicht jeder Arbeitsplatz ist für ein Gleitzeitmodell geeignet. Angestellte können sich ungleich behandelt und unzufrieden fühlen.

Arbeitgebervorteile
Gleitzeitmodelle ermöglichen Arbeitgebern mehr Spielraum in der Dienstplanung. Zusätzlich bedeutet das Einrichten eines Gleitzeitmodells nur einen geringen organisatorischen Aufwand und ist für viele Abteilungen geeignet. Gleichzeitig führen Gleitzeitmodelle zu einer hohen Akzeptanz bei den Arbeitnehmern. Ist es nötig, lässt sich die Erreichbarkeit mittels Funktionszeiten erweitern. Nicht zu vernachlässigen ist, dass sich Fehlzeiten durch die höhere Flexibilität verringern und Angestellte dem Unternehmen loyal gegenüberstehen.

Arbeitgebernachteile
Für das Gleitzeitmodell muss es schriftliche Regeln und eine Möglichkeit der Arbeitszeiterfassung geben. Zusätzlich ist es notwendig bei der Formulierung der Gleitzeitregelung den Betriebsrat hinzuzuziehen. Nicht für jede Tätigkeit und jede Abteilung ist das Gleitzeitmodell nicht geeignet. In Unternehmen mit Schichtarbeit erfordert das Modell einen erhöhten Koordinationsaufwand.

Von admin