Rund ein Drittel aller Deutschen macht im Laufe des Lebens Bekanntschaft mit diesem unangenehmen Begleiter des Alltags: dem eingeklemmten Nerv im Rückenbereich. Ist ein Nerv eingeklemmt im Rücken, so spüren die Betroffen meist einen stechenden, häufig ausstrahlenden Schmerz, der typischerweise plötzlich auftritt und zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Beinen führen kann. Doch was sind die Ursachen für die teils heftigen Schmerzen, die mit einem eingeklemmten Nervenstrang einhergehen, und vor allem – was können Sie dagegen tun? Der folgende Artikel klärt Sie auf.

Ursachen und Symptome – daran erkennen Sie einen eingeklemmten Rückennerv

Im Rückenmark befinden sich zahlreiche Nervenfasern, die in alle Teile des Körpers ziehen und für eine optimale Signalweiterleitung ans Gehirn zuständig sind. Nur bei optimaler Signalweiterleitung ist das harmonische Zusammenspiel von Empfindungen und Bewegungen gewährleistet. Die Rückenregion – und hierbei insbesondere die Wirbelsäule – ist somit in alle Bewegungsabläufe der Arme, der Beine, des Beckens und des Kopfes mittelbar oder unmittelbar involviert. Sind Nervenstränge oder ein einzelner Nervus geklemmt, so ist die Reizleitung gestört. Es kommt zu Störungen des Bewegungsablaufs oder schmerzhaften Bewegungseinschränkungen.

Als Ursache für eingeklemmte Nerven in der Rückenregion kommen vor allem Muskelverspannungen infrage. Die verspannten und verhärteten Muskeln drücken auf Nervenstränge, die ihrerseits mit Schmerzen reagieren. Genau genommen ist der betroffene Nervus oder Nervenstrang dabei nicht im wörtlichen Sinne „eingeklemmt“, sondern lediglich gereizt oder – bei länger andauernden Beschwerden – entzündet.

Muskelverspannungen entstehen oft als Folge von jahrelangen Fehlhaltungen. So sind zum Beispiel eingeklemmte und gereizte Nervenstränge bei Malern, Fliesenlegern und Menschen, die im Büro arbeiten, sehr häufig anzutreffen. Auch ungünstige Haltungen und Bewegungen beim Sport – etwa beim Rennradfahren – können zu Muskelverspannungen und in der Folge zu gereizten Nervensträngen führen.

Weitere Ursachen für geklemmte Nervenstränge sind:

  • Bandscheibenvorfälle
  •  Ausgetretene Gallertmasse aus der Wirbelsäule (genauer: aus den Bandscheiben) drückt auf den nebenan liegenden Nerv.
  •  Tumore. Eine gutartige oder bösartige Gewebswucherung übt Druck auf den Nervus aus.
  • Unfälle
  •  Zerrungen
  •  Knochenbrüche

Zu den Symptomen: Ein eingeklemmter Nerv in der Rückenregion macht sich in erster Linie durch Bewegungseinschränkungen und Schmerzen bemerkbar. Besteht die Reizung dauerhaft, so kann es auch zu Funktionsausfällen kommen. Diese äußern sich zum Beispiel durch Lähmungserscheinungen. Der Betroffene spürt seine Hände oder Füße nicht mehr und kann sie nicht bewegen. Bei nachlassender Reizung verschwindet die Lähmung zumeist ohne Folgeschäden.

Auch Empfindungsstörungen in den Armen und Beinen wie etwa Taubheit und Kribbeln („Ameisenlaufen“) treten bei eingeklemmten Nervensträngen häufig auf. Bei eingeklemmten Nervensträngen im Bereich der Halswirbelsäule kann es unter Umständen auch zu Schwindelgefühlen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Die gute Nachricht: Die meisten Symptome verschwinden bei einer angemessenen und rechtzeitigen Therapie innerhalb von einigen Tagen oder Wochen.

Hintergrund: Was ist der Ischiasnerv?

Der Ischiasnerv ist der größte Nervus im Körper des Menschen. Er reicht von der Wirbelsäule über das Becken und die Rückseite des Oberschenkels bis zum Unterschenkel. Wenn ein Nervus geklemmt – d.h. gereizt – ist, handelt es sich in nicht wenigen Fällen um den Nervus ischiadicus. Das damit einhergehende Schmerzsyndrom trägt den Namen Ischialgie und zeichnet sich durch heftige, ins Bein ausstrahlende Rückenschmerzen und Flankenschmerzen aus.

Therapiemöglichkeiten – von Schmerzmitteln bis Yoga

Glücklicherweise gibt es zahlreiche, zumeist sehr effektive Möglichkeiten, eingeklemmte Nerven zu therapieren. Als Grundregel gilt: Bei Beschwerden, die länger als einen oder zwei Tage andauern und die Sie in der Bewältigung des Alltags ernsthaft behindern, sollten Sie einen Termin beim Arzt vereinbaren. Ihr Hausarzt (oder Orthopäde) wird anhand einer ausführlichen Diagnostik feststellen, ob tatsächlich ein eingeklemmter Nervenstrang für Ihre Beschwerden verantwortlich ist. Anschließend wird er die Therapie in die Wege leiten.

Soforthilfe – kurzfristige Abhilfe bei starken Schmerzen

Hier eine Übersicht über Therapieversuche, die Sie bei starken Rückenschmerzen eigenständig zu Hause ausprobieren können:

  • Wärmeflasche. Sie sorgt für eine Entspannung der Muskulatur und lindert dadurch Schmerzen. Bitte nicht anwenden bei einer Entzündung (Verschlimmerung der Symptomatik).
  • Durchblutungsfördernde Salben aus der Apotheke oder Drogerie
  • Massage durch den Partner oder einen ausgebildeten Masseur
  • Sanfte und vorsichtige Bewegung (zum Beispiel Spazierengehen)
  • Sanfte Dehnung der betroffenen Rückenpartie

Schmerzmittel – oft wirksam, aber nicht ungefährlich

Bei heftigen Rückenschmerzen kommen Sie um den kurzfristigen Einsatz von Schmerzmitteln nicht herum. Infrage kommen unter anderem die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac. Wichtig dabei: Da die genannten Medikamente unter Umständen – zum Beispiel bei Vorschädigungen – zu Magenproblemen bis hin zu Magengeschwüren führen können, sollten Sie die Dosis und die Dauer der Einnahme so kurz und so niedrig wie möglich halten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich zu Ihrem Rückenleiden eine weitere Erkrankung hinzugesellt.

Yoga und Meditation: Schmerzlinderung durch Entspannung

Yoga und Meditation helfen sowohl therapeutisch bei akuten Schmerzen als auch präventiv zur Vorbeugung von zukünftigem Rückenschmerz. Beide Methoden aktivieren die Selbstheilungskräfte Ihres Körpers und sorgen für eine tiefe Zufriedenheit und Entspannung – Folge: Die verspannungsassoziierten Beschwerden in Ihrem Rücken lassen nach.

Physiotherapie – Übungen für den Alltag

Es gibt zahlreiche physiotherapeutische Übungen, die bei eingeklemmten Nerven helfen. Ihr Hausarzt oder Orthopäde wird Sie bei hartnäckigen Rückenschmerzen infolge von eingeklemmten Nervensträngen mit hoher Wahrscheinlichkeit an einen Physiotherapeuten überweisen. Dieser wird die erforderlichen Übungen mit Ihnen durchführen. Wichtig: Bitten Sie den Physiotherapeuten, Ihnen Übungen zu zeigen, die Sie zu Hause in Eigenregie durchführen können. Dadurch vermeiden Sie das erneute Auftreten heftiger Schmerzen in der Rückenregion.

Ausdauersport bei Rückenproblemen

Sanfte Ausdauersportarten wie Walking, Joggen, Schwimmen und Radfahren sind ein probates Mittel zur therapeutischen Unterstützung bei Nervenproblemen in der Rückenregion. Sobald die Schmerzen es zulassen, sollten Sie mit einem leichten Aufbautraining beginnen – idealerweise unter der Anleitung eines Trainers, der Ihnen die korrekten Bewegungsabläufe beibringt und die Intensität überwacht.

Achten Sie auf die Arbeitsergonomie

Falsche, über lange Zeit beibehaltene Rückenhaltungen führen zwangsläufig zu Verspannungen, eingeklemmten Nerven und Schmerzen. Deshalb sollten Sie als „Schreibtischarbeiter“ unbedingt darauf achten, dass die Ergonomie an Ihrem Arbeitsplatz stimmt. Ergonomische Büromöbel sind zwar oft etwas teurer als herkömmliche, „ungesunde“ Sitzmöbel, aber als Mensch mit Rückenproblemen sollten Sie dennoch nicht darauf verzichten.

Prävention – so vermeiden Sie Schmerzen im Rückenbereich

Wer einmal einen Nerv im Rücken eingeklemmt hatte, der möchte diese äußerst schmerzhafte Erfahrung kein zweites Mal machen. Deshalb ist Prävention gerade bei Nervenproblemen in der Rückenregion enorm wichtig. Durch regelmäßige Bewegung, sanften Ausdauersport, basische Ernährung, ergonomische Büromöbel, Vermeidung von Stress und aufrechte Körperhaltung senken Sie das Risiko eines erneuten Auftretens. Eventuell kommt auch der Besuch einer Rückenschule oder eines Rückentrainings bei Ihrer Krankenkasse infrage.

Von admin

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